Marokko 2011 – Seite 5

Die Nordseite des Passes auf dem Weg zu Marrakech

Marokko ist nichts für Tierfreunde. Das wahrscheinlich einzig überlebende Junge kriegt so gut wie keine Milch.

Was für ein Gegensatz! Gestern noch in einmaliger Umgebung in der Herberge oben auf dem Pass. Nun in einem der teuersten Hotel Marokkos  . Im Preis sind sie uns sehr entgegen gekommen. Resultat der vielen Stornierungen aufgrund des voran gegangenen Attentats. Schon ein komisches Gefühl, wenn die uniformierten Knechte des Hotels um einen rum springen.

Das zerstörte Cafe Argana, Ort des Sprengstoff-Attentats

Wir hatten schon überlegt, überhaupt Marrakech zu besuchen. Kann man den Ort genießen, an dem ein Attentäter wenige Tage zuvor 17 unschuldige Menschen ins Jenseits befördert hatte? Aber life goes on und wenn man schon mal in der Nähe war, wollten wir den Ort nicht auslassen. Ein etwas mulmiges Gefühl hatten wir schon.

Platz der Geköpften Djamaa el-Fna

Ich hatte von Marrakesch einen zwiespältigen Eindruck. Ziemlich aufdringlich die Händlerschaft. Verständlich, dass sie davon leben und der Platz dafür bekannt ist. Aber die ständige Anmache erschien mir (uns) kontraproduktiv. Beim Fotografieren sollte man aufpassen, dass kein “Künstler” im Bild steht, sonst wird man direkt aufgefordert, zu bezahlen. Für eine konkrete Darbietung waren wir aber bereit, zu zahlen. Auch ist mir aufgefallen, dass Eltern ihre Kinder vor den Getränkeständen postieren, um das meist geringe Wechselgeld zu erbetteln.

An diesem Stand ohne Schlepper haben wir uns dann eine Suppe rein gezogen.

Abfahrtstelle Tanger-Med – Algeciras

Am nächsten Morgen habe ich mich von Elke und Jochen verabschiedet, denn ich wollte den Rest meines Urlaubes noch durch Spanien/Frankreich tuckern. Also von Marrakech in einem Rutsch über die Autobahn nach Tanger-Med. Ablauf an der Grenze: zuerst zur Hafenpolizei, dort den Pass vorlegen, die mehrstellige Nummer wird eingetippt und der Ausgangsstempel eingedrückt. Dann zum Grenzbeamten mit dem Formular für das KFZ. Der kassiert das grüne Formular, der weisse Durchschlag kann man sich daheim übers Bett hängen. Nicht vergessen: Geld zurück wechseln.

Tschüss Afrika, im Hintergrund die spanische Enklave Ceuta

Hallo Europa, hier Gilbraltar im Hintergrund. Auf dem Schiff kam, nach den vorwiegend sittsam gekleideten marrokanischen Frauen, Freude beim Anblick andalusischer Miniröcke auf.

Einfahrt in Algeciras

Die Nacht verbrachte ich in einem Kack-Hotel an der Küste. Zur Strafe hab ich in der Badewanne meine Klamotten vom marokkanischen Schlamm befreit. Hier schon eine Strasse in andalusischen Hinterland.

Die Gegend um Ronda, Andalusien

Hafen von Almeria

Auf schmalsten Strassen durch das span. Hinterland

Pas de l´Infern, nördlich von Alicante

Hotel in der Nähe von Taragona. Bastelte mir gerade eine Strecke zu den Pyrenäen zurecht.

Hier sieht man schön die angepassten Alu-Koffer von RMS  . Die Dinger sind genial, es gibt keine schmäleren. Im Gelände und im engen Stadtverkehr störten die Koffer überhaupt nicht. Die Breite liegt noch unter der Spannweite des Lenkers. Mein Zeugs hatte ich in Stofftaschen, die ich zum Hotel raus holte.

Dann näherte ich mich den Pyrenäen.

Ich bin Fan der Pyrenäen und auch oft im Winter dort.

Hier bin ich öfters. Holger, der Besitzer des Anwesens stammt aus meiner unmittelbaren Nachbarschaft und so gibt es keine Sprachschwierigkeiten (Hunsrücker Platt).

Ich bin dann einen Tag mit offenem Visier durch die Pyrenäen getuckert, genau gesagt durch die Corbieres, hier Minerve.

Hier die dazu gehörige Höhle.

Dann eine Riesenpizza am Canal du Midi rein gedrückt.

Dann packte mich am folgenden Tag das Heimweh. Ich schmiss mir dann zwei Aspirin rein und bin die lächerlichen 1044 km in einem Rutsch nach Hause geföhnt.

Meine obligatorische Nachbetrachtung:

Dieser Urlaub war anders. Ich musste nachdenken über das, was ich gesehen und erlebt habe. Im Gegensatz zu den Bus-Touristen haben wir Menschen und Landschaft intensiv erlebt, fernab der Hauptstrassen. Der Armutsbegriff relativiert sich dabei, wenn man erlebt, wie die Menschen südlich von Marrakesch leben (müssen). Ganze Familien in Lehmhütten, die ständig gegen Regen geschützt werden müssen, keine Arbeit und für die Jugend keine Perspektiven. Die Reformen von König Mohammed VI richten sich vorwiegend auf die nördlichen Teile Marokkos bzw. die größeren Städte. Die Berber im Süden müssen sehen, wie sie zurecht kommen. Ein Erlebnis hat sich mir besonders eingeprägt: Auf 3000 m Höhe, auf einem einsamen Pass, kündigte sich Regen/Schnee an, der mich zum Anhalten zwang. Eine raue, unwirtliche Gegend. Als ich gerade meine Regenklamotten aus dem Koffer zog, stand plötzlich ein kleiner Hirte in etwas Abstand im Gelände. Der Junge mag vielleicht 10 oder 12 Jahre alt gewesen sein. Ich war wahrscheinlich das Ereignis des Tages für ihn. Das Display meiner BMW zeigte 3 Grad an. Der Junge stand da bei einsetzendem Regen in Plastik-Sandalen und einer Wolldecke über der Schulter. Mittlerweile hatte ich auch seine kleine Ziegenherde bemerkt. Das nächste Dorf war ca. 30 km entfernt und vermute mal, dass er auch die Nächte irgendwo da oben verbringen musste. Er hat bestimmt keine Schule gesehen und wird auch keinen Zahnarzt oder sonstige europäische Errungenschaften erleben. Sein Leben ist ziemlich vorprogrammiert. Vielleicht wird es ihm gelingen, so viel Geld zusammen zu sparen, dass er davon einen Schlepper bezahlen kann, der ihn nach Europa bringt. Ich könnte ihn verstehen. Leider hatte ich meine kleinen Geschenke im Hotel gelassen, ihm hätte ich was gegeben.

Ansonsten haben wir nur winkende Kinder und Erwachsene erlebt (keine Steine werfenden), ein unproblematisches Rif-Gebirge, zivilisierte Autofahrer, freundliches Service-Personal und unsere Motorräder standen immer sicher. Das man ständig angesprochen wird, daran gewöhnt man sich schnell. Zumindest in Fes sollte man sich eine/n Guide gönnen. Aber Achtung: egal ob die Guides weiblich, männlich, dick oder dünn oder der deutschen Sprache mächtig sind, man landet immer in irgendwelchen Verkaufsläden. Kauft man nichts, sind die Verkäufer zwar enttäuscht aber nicht frustriert “Vielleicht beim nächsten mal”.

Für die Motorradfahrer:

Marokko ist in Hinblick auf Land und Leute ein Land für Motorradfahrer. Aber nicht zum Kurvenwetzen. Dafür sind die Strassen zu schlecht. So war es zumindest in diesem Frühjahr. Weg gebrochene Strassen, abgerutschte Hänge, Dreck auf der Fahrbahn, Tiere, Schlaglöcher, Fahrräder und Fußgänger. Wir fuhren so im Tempo 80 km/h durch die Gegend. War nie ein Problem.

Links:

http://www.bikerdream.de/

Die Seite von Elke und Jochen mit ihren professionellen Reiseberichten. Die DVD über Marokko kann in ihrem Shop bestellt werden. Hier eine Kurzfassung: Film

Karte: Marokko von Marco Polo 1: 800 000

Nach meiner Meinung äußerst sinnvoll der Reiseführer von Erika und Astrid Därr. “Marokko, vom Rif zum Antiatlas”. Viel Hintergründiges im Reiseführer. ISBN 978-3-8317-1506-0

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